20.9.1991
Fliegerfest wird noch in Flintsbach abgehalten
Flintsbach/Brannenburg (ge)Die Mitglieder des Flugsportvereins Rosenheim haben es geschafft. Nachgut dreijähriger Suche haben sie in der Gemeinde Brannenburg ein geeignetes Grundstück gefunden, auf dem sie vor kurzem ihren neuen Segelflughafen errichteten.
Der Wechsel von Flintsbach nach Brannenburg war notwendig geworden, nachdem am Rande des alten Flughafens immer mehr Bauvorhaben verwirklicht wurden. Die
Regierung von Oberbayern stellte daraufhin dem Verein, der sechs Segelflugzeuge besitzt, den Flugbetrieb ein.
Obwohl die Segelflieger jetzt in der Gemeinde Brannenburg starten, bleiben sie den Flintsbachern in einem treu:
Das Fliegerfest wird wie schon seit Jahren-weiterhin neben der Flugzeughalle abgehalten.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg von der damaligen ,,Alliierten Hohen Kommission” der
Segelflughafen in Deutschland
freigegeben wurde, war dieschon im Mai 1950 gegründete, Segelflieger-Interessen-Ge-
meinschaft” auf der Suche nach einem Fluggelände. Der ehemalige Luftwaffen-Flugplatz Bad Aibling bot sich dazu an, doch nach zwei Jahren benötigten ihn die Amerikaner für ihre NATO-Konzeption.
Sepp Dasch erforschte über eine lange Zeit die Aufwindverhältnisse am Petersberg und Riesenkopf im Inntal. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Drei verschiedene Arten von Aufwinden ermöglichen es den Segelfliegern, ohne Propellerzug Höhe
zu gewinnen:
Der Hangaufwind entsteht wenn der Wind waagrecht auf ein Hindernis trifft und nach
oben umgelenkt wird. In Flintsbach ist dies bei Nord- und Ostwind der Fall, dann können
Flugzeuge am Hang des Riesenkopfs in die Höhe steigen.
Der eigentliche Segelflug, bei dem große Strecken zurückgelegt werden können, braucht als Motor die Sonne. Sie erhitzt den Erdboden und die über ihm lie-
gende Luftschicht. Von Zeit zu Zeit lösen sich besonders stark erwärmte Luftmassen vom Boden ab und steigen als Thermikblase in die Höhe. Ist diese aufsteigende Luft
feucht, so wird sie in größerer Höhe als Wasserdampf sichtbar und krönt die Thermiksäule mit einer schneeweißen Haufenwolke. Hat nun der Segelflieger
einen solchen ,,Aufzug” geortet, dann kann er sich kreisend in die Höhe schrauben.
Besonders im Gebirge werder oft Steigraten von fünf und mehr Metern pro Sekunde erzielt der Variometer, ein Bordinstrument, zeigt die Werte zuverlässig an.
Die vornehmste Art, Höhe zu gewinnen, ist die Nutzung des sogenannten Wellenaufwindes. Er entsteht bei Föhnsturm auf der windabgewandten Seite.
Dort wird die Luft in langezogenen Wellen bis in enorme Höhen und kann so, mit einem Sauerstoffgerät ausgerüstet, ebenfalls große Höhen erreichen. Der tragische Absturz vom 8.August 1954 von Sepp Ettenhuber und Wilhelm Kriechbaum
überschattete lange Zeit die schwierige Aufbauarbeit, die vom langjährigen Vorstand Al-
fred Calligaro geleitet wurde. Trotz dieses schrecklichen Ereignisses wurde weitergeflogen.
Am 1. August 1959 wurde die weitgehend im Eigenbau erstellte Flugzeughalle des Flugsportvereins feierlich eigeweiht. Sie ist inzwischen das Symbol für das alljährlich stattfindende Fliegerfest geworden. Ebenfalls feierlich wird es am Sonntag, 22. September, ab 11 Uhr auf dem neuen Flugplatz. Er liegt in der Nähe der Karfreit-
Kaserne an der Straße, die von Brannenburg nach Nußdorf führt. Der Gottesdienst wird von den Inntaler Sängern umrahmt Bei schlechtem Wetter findet er in der Flintsbacher Pfarrkirche statt. ‘Anschließend ist -natürlich nur bei schönem Wetter Flugbetrieb.
Vor allem Fluglehrer Josef Dasch und dem Vereinsvorsit zenden Dr. Peter Negwer ist es
zu verdanken, daß die Segelflieger ηυη stolze Besitzer eines neuen ,,Flughafens” sind. Es gestaltet sich zunächst äußerst schwierig, ein passendes Gelände zu finden. Zuviele Nachbarn fürchteten Lärm oder großen Betrieb. Weit gefehlt-betonen da die Verantwortlichen des Vereins-ein Segelflugplatz sei extrem leise. Trotzdem, dreieinhalb Jahre dauerte die mühevolle Suche, bis ein Bauer aus Brannenburg vor kurzem grünes
Licht gab und eine seiner Wiesen verpachtete. Die Gemeinde und auch die Regierung von Oberbayern stimmte der Errichtung des neuen Flugplatzes zu.
Seit dem 20. Mai proben nun die Segelfreunde auf dem neuen Gelände,
das rund 1050 Meter lang und 50 Meter breit ist. Optimale Verhältnisse”so die
einhellige Meinung der begeisterten Sportler von der neuen Startbahn. Und sie sind nicht nur begeistert, sondern glücklich. Wie hat es schon die große deutsche Pilotin Hanna Reitsch ausgedrückt: ,Fliegen, das ist die Ursehnsucht des Menschen.”
Und die befriedigen die Mitglieder des Rosenheimer Flugsportvereins nun schon seit 40 Jahren.